^REPORTAGE DIE STADT DER ENTWICKLER
Patel hatte schon einige Zeit in der C om -
p an y sein segensreiches W irk e n zu m
W ohle Avalons eingebracht u n d H ansen,
wie dieser heute freim ütig bekennt, neue
A spekte bei der Beurteilung natürlicher
M usikw iedergabe nähergebracht.
K urz nachdem Jeff Row land ausgestie-
gen war, verließ auch Charles H ansen das
von ihm gegründete U n tern eh m en und
rief einige Jahre sp äter m it A yre einen
E lektronikhersteller ins Leben, der m itt-
lerweile ebenfalls W eltru f genießt.
N eil Patel w urde alleiniger Eigentüm er
und übernahm die Leitung bei A valon im
Jahr 1989. Fasziniert von der K unst- und
K ulturszene in Boulder entschied er, dass
dies ein idealer O rt für A valon wäre. Er
übersiedelte die Firm a im Jahr 1993.
Der hohe Anspruch in Boulder
U n ter der Leitung Patels ist A valon dem
A n sp ru ch tre u geblieben, die absolut
besten Lautsprecher der W elt zu entw i-
ckeln u n d h erzu stellen . Z u r erk lärten
Firm en-Philosophie gehört - das scheint
ein im m er w iederkehrendes Them a bei
Boulders H igh E nd-H erstellern zu sein -
K om prom isslosigkeit: „C ost-N o-O bject“,
Streben nach Perfektion. Sauberer, klarer
Klang, Z eitkohärenz u n d die E rhaltung
der Feinheiten und N uancen in der M usik
- dies sin d die erk lärten Ziele. A valon
hat sich auf „konventionelle“ dynam ische
Treiber spezialisiert u n d deren V erhalten
ü b er den gesam ten E insatzbereich p e r-
fektioniert.
D azu gibt es h errlich e, aufw endigst
gefertigte G ehäuse - geform t wie K unst-
w erke - alles im D ienst des guten Klangs.
Präzisionsfertigung u n d H andarbeit sind
h ie r offenkundig. K o m p lizierte W in -
kel u n d juw elgleiche F acetten w erd en
m it p ro p rie tä re n V o rric h tu n g e n u n d
M aschinen erstellt; Furniere w erden von
Facharbeitern präzise zugeschnitten, die
E ndm ontage erfolgt ebenfalls in H a n d -
arbeit.
S tre n g
se le k tie rte
K o m p o n e n te n
h ö c h s te r Q u a litä t w e rd e n p aarw eise
gem atcht u n d v o n H an d zu sam m enge-
b aut, einige Bauteile ausschließlich für
A valon gem acht. E in an d eres B eispiel
ist die enge Z u sam m en arb eit m it dem
d eu tsch en L au tsp rech erh ersteller E ton
Electro A coustic G m bH , der T reiber, die
speziell au f A valons B edürfnisse zu g e-
sch n itten w erden, zuliefert. T ro tz aller
w irtschaftlichen U n w ägbarkeiten w elt-
w eit ist m an bei A valon m it der aktuellen
Lage n ic h t u n zu fried e n . In sb eso n d ere
d u rc h g ute V erkaufszahlen in F ernost
u n d im H e im a tm a rk t U SA h in k t d e r
H ersteller m it der L ieferfähigkeit ch ro -
nisch h in terh er.
„Der Akt des Verschwindens"
Charles H ansen gründete Ayre Acoustics
1993, w enige Jahre nach seinem Ausstieg
bei Avalon. W ährend er für sein Lautspre-
cher-D esign b ek an n t w urde - d aru n ter
einige legendäre M odelle wie „A scent“
und „Eclipse“, die bald zu Klassikern w ur-
den -, legte er sich bei Ayre von Beginn
an au f E lektronik fest. Dies ist teilweise
darauf zurückzuführen, so sagt er, dass die
W ettbew erbsverbot-V ereinbarung, die er
unterzeichnete, als er A valon verkaufte,
ihm ein E ngagem ent bei L autsprechern
untersagte.
Links die Röhrenein-
gangsstufe einer noch
im Entwicklungsstadium
befindlichen Endstufe
von PS Audio, oben der
modulare Aufbau einer
Boulder-Vorstufe
Die Firm a A yre befindet sich in einem
schönen Gewerbegebiet und ähnelt in der
G röße ih ren N achbarn B oulder A m pli-
fiers u n d A valon. Eine kleine A nekdote
am Rande: Alle drei haben „ihre“ B rau-
ereien als N a c h b a rn — T w isted P ine
B rew ery fü r B oulder A m plifiers, B oul-
der Beer für Avalon und Upslope Brewing
für Ayre.
H ansens erstes P ro d u k t bei A yre w ar
ein V erstärker, der die Basis für nachfol-
gende M odelle bildete. Es handelte sich
um ein NULL- Feedback-D esign - keine
Ü ber-A lles-G egenkopplung, kein lokales
Feedback, nichts: Das ist ein M arkenzei-
chen der Philosophie H ansens. Er entw i-
ckelte eine innovative Strom versorgung,
legte seinen Fokus dann auf die Eingangs-
filterung, sorgte für eine extrem große
H o ch freq u en zu n terd rü ck u n g u n d eine
signifikante R eduzierung des A C -N etz-
rauschens. Dieser V erstärker ist - wie alle
anderen H ansen-K reationen - vollständig
sym m etrisch aufgebaut.
Sein erste r V o rv e rstärk er, k o m p le tt
m it FETs (Feldeffekttransistoren) aufge-
baut, führte diese T radition fort u n d bil-
dete die M esslatte für seine zukünftigen
P ro d u k te in diesem Bereich. A uch hier
k am en v o llsy m m etrisch e S ch altungen
zum E insatz, sta tt Potis w u rd en Relais
m it S ilberkontakten u n d natürlich selek-
tierte T ransistoren verbaut. Charlies Ziel
b eim B au v o n V o rv e rstärk ern ist das,
was A udiophile den „A kt des V erschw in-
dens“ nennen. D er neueste V orverstärker
der Firm a, der KX-R Twenty,
träg t diese Idee w eiter.
D o ch n ic h t n u r die a n a -
loge K om petenz ist v o rh an -
den, Ayre ist auch ein M arkt-
führer im Digitalbereich dank
H ansens G eschick, m it den
führenden Köpfen auf diesem
Sektor der H iFi-W elt K oope-
rationen einzugehen.
In te re s sa n te
R a n d n o tiz
ist, dass v o r K u rzem N eil
Young Ayre bat, den digitalen
Chip zu entw ickeln, der die
Basis für die hohe A uflösung des PO N O
M usik-D ow nloads bildet.
G efertigt w erden A yre-P rodukte von
H a n d in einzelnen A rb eitsstatio n en in
einer kom fortablen u n d doch zw eckm ä-
ßigen U m gebung. W ie bei A valon w er-
den auch hier kritische Bauteile sorgfäl-
tig ausgew ählt u n d au fe in an d e r abge-
stim m t - allein D utzende T ransistoren
46 STEREO 10/2014